J. Haydn - Stabat mater
W. A. Mozart - Lauretanische Litanei (KV 195)
Sonntag, 08.11.2009 Pauluskirche Ulm
Die Ulmer Kantorei bietet am Sonntag, 8. November 2009, um 18 Uhr in der Pauluskirche ein klassisches Oratorienprogramm, das zeigt, dass es auch bei Mozart und Haydn noch Überraschungen zu entdecken gibt.
Die „Lauretanische Litanei“ von W. A. Mozart (1756 – 1791) gilt
unter Kennern als eines seiner schönsten Sakralwerke und dürfte für die Ulmer
Mozartliebhaber fast einer Erstbegegnung gleichkommen. Komponiert wurde das Werk
1774 für den Salzburger Dom; es greift ein seit dem 5. Jh. gepflegtes
liturgisches Prinzip auf: Bittgesänge zwischen Solostimme und Chorus. Mozart
führt diese Idee in konzertanter Form mit Chor, Solistenquartett und Orchester
zu höchster künstlerischer Ausformung: eine Fülle schöner melodischer
Eingebungen wird mit spannungsreichen Harmoniewechseln kombiniert. Auch das
Orchester nimmt teil am Wechselgesang von Solisten und Chor.
Die „Lauretanische Litanei“ ist bereits seit Beginn des 17. Jh. (benannt nach
dem Wallfahrtsort Loreto) in der katholischen Liturgie fest verankert. Die
bekannten liturgischen Stücke „Kyrie“ und „Agnus Dei“ rahmen die Bittrufe an die
Mutter Gottes ein. Das oft wiederholte „ora pro nobis“ des Chores verbindet
Mozart mit geradezu einschmeichelnden Solomelodien, wenn es um die Darstellung
eines
überschwänglichen Marienlobpreises geht.
Joseph Haydn (1732 – 1809)
Der Text des „Stabat Mater“ gehört zu den bedeutendsten
mittelalterlichen Kirchendichtungen und stammt aus dem 13. Jh. Dargestellt ist
die unter dem Kreuz trauernde Maria, verbunden mit der immer wieder neu
formulierten Aufforderung an die Gläubigen, sich ihren Klagen anzuschließen und
sie mitzuempfinden. Viele Komponisten ließen sich davon faszinieren und zu
oratorischer Gestaltung anregen. Genannt seien nur die berühmten Werke von
Pergolesi, Schubert, Rossini, Dvořák und in neuem Stil Penderecky. Haydns groß
angelegte Komposition stammt aus dem Jahr 1767 und hat damals wesentlich zur
Verbreitung seines Ruhms über die Grenzen Österreichs hinaus beigetragen.
Getragene Melodien wechseln mit bewegten Koloraturstücken und dramatischen
Partien ab, die vor allem im Orchester durch überraschende Akzente aufhorchen
lassen.
Beide Werke zeigen die Verbundenheit unserer großen Wiener Klassiker mit der
seit dem frühen Mittelalter im christlichen Glauben fest verankerten Verehrung
der Gottesmutter.
Unsere Aufführung des „Stabat Mater“, das schon seit mehreren Jahren in Ulm
nicht mehr zu hören war, möchte im Haydn-Gedenkjahr 2009 auch als eine Hommage
an den mit seiner Musik immer neu die Herzen erhebenden Komponisten gelten.
Albrecht Haupt