J. S. Bach: Weihnachtsoratorium I - III
Pauluskirche Ulm
Sonntag, 4. Dezember 2022, 18.00 Uhr
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Weihnachtsoratorium I–III
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Nicht als genialen Künstler, sondern als Kunst-Handwerker hat
Johann Sebastian Bach sich gesehen. Er hat zu allen Zeiten seines Lebens
Gebrauchsmusik komponiert, so wie es die Pflichten seiner jeweiligen
Arbeitsstelle verlangten.
In der Leipziger Zeit von 1723 bis zu seinem
Tod 1750 hatte Bach als Kantor und Director musices an den Hauptkirchen St.
Nikolai und St. Thomae viel zu tun. Es waren schöpferisch reiche Jahre, in denen
vor allem Kirchenmusik entstand, Kantaten, Oratorien, Passionen, Orgelwerke und
Teile der h-moll-Messe. Das Kopieren und Umschreiben der eigenen Werke war bei
diesem Arbeitspensum zweckmäßig und rationell.
Mehr als 90 Prozent des
Weihnachtsoratoriums gehen auf frühere weltliche Werke von Bach zurück, wie auch
der Eingangschor „Jauchzet, frohlocket!“, ursprünglich als Glückwunschkantate
zum Geburtstag von Kurfürstin Maria Josepha komponiert: „Tönet, ihr Pauken!
Erschallet, Trompeten!“
Johann Sebastian Bach unterschied seine Werke
nicht in weltliche und geistliche Musik, er sah sie vielmehr als handwerkliche
Kunst „nur zu Gottes Ehre und Recreation des Gemüths“ (Bach 1738). So wurde aus
der Huldigungskantate für das sächsische Fürstenhaus die Huldigung zur Ankunft
des Himmelskönigs.
Im Barock, zu Zeiten Bachs, war die sorgsame
Bearbeitung („Parodie“) nicht weniger wertvoll als das Original, das änderte
sich aber im Sturm und Drang und der darauf folgenden Romantik, die das Bild vom
künstlerischen Originalgenie pflegte. Noch bis etwa zur Mitte des 20.
Jahrhunderts wurde das Bach´sche Weihnachtsoratorium als Sammelsurium und
Parodie ursprünglich weltlicher Werke als eher peinlich eingestuft.
Das
hat sich mittlerweile geändert – welch ein Glück! Das Weihnachtsoratorium ist zu
einer der populärsten Kompositionen Bachs geworden. Für viele Menschen gehört
diese wunderbare Musik mit ihrer Klangpracht, ihrer Innigkeit und ihrem Jubel
über die Geburt des Heilands unverzichtbar zum Weihnachtsfest.
Wir
wünschen Ihnen, dass Sie durch unser Musizieren Weihnachtsfreude erleben!
Irmgard Lorenz